Ich garantiere euch, ein Radkreuz wird das erste sein, was bei der nächsten Reise in den Kofferraum kommt. Und ein ordentliches Reserverad unter den Troll.
Wir sind seit heute morgen um Halbsieben wieder zu Hause in Köln. Es hat also was länger gedauert. Wir haben noch meinen Sohn in Göttingen abgeholt, er hat die letzten 300 Kilometer den Troll gefahren und so das Wohnwagenziehen erlernt. Die Zeit von Halbdrei bis Sieben ist eine gute Zeit dafür. Außerdem durfte er nicht schneller als 80 fahren, aber dazu später mehr.
Das blöde Rad - im Grunde meine Schlamperei - hat uns fünf Stunden gekostet. Noch eine Niederlage gibt es zu verzeichnen:
Wir haben die
Kilometerleistung von letztem Jahr nur knapp verfehlt. Lächerliche 6,5 Kilometer fehlen zum neuen Highscore.
Aber zum eigentlich Spannenden, zum Rad. Ich haben den Platten erst gar nicht bemerkt. Das Gespann lief irgendwie rauer, ich habe das auf den Straßenbelag geschoben, genau so ein Gefühl war das. Es gab keinen lauten Knall und auch kein Schlingern. Meine Frau bemerkte den Platten im Spiegel und die Fahrzeuge, die uns überholten, haben und auch allerlei signalisiert mit Gehupe und Geleuchte. Wir kamen auf der dänischen Autobahn auf dem Standstreifen zum Stehen. Recht schnell musste ich feststellen, dass die Radschrauben vom Kangoo eine andere Größe haben als die vom WW, also hat meine Frau den ADAC angerufen. Die freundliche Dame nahm die Daten auf und meinte, auf Autobahnen ginge es in der Regel schnell, in 30-90 Minuten sei jemand dort. Die 90 Minuten vergingen, es vergingen 120 Minuten, meine Frau erkundigte sich mehrmals nach dem Stand der Dinge, ja, sie wären unterwegs, noch 10 Minuten. Niemand kam. Letztendlich haben wir vier Stunden dort gewartet. Ich hatte also viel Zeit um kreativ zu werden. Mir fiel ein, dass ich ja einen Maulschlüsselsatz im Werkzeugkasten habe. An den passenden Schlüssel habe ich dann mit Kabelbinder, Panzerband und straff gebundenem Kabel einen Verlängerung gefrickelt. Damit konnte ich doch mit viel Geduld und Gefühl die ollen Bolzen lösen.
Jetzt nur noch das Ersatzrad... nun, das Ersatzrad. Das Ersatzrad ist, wie soll ich sagen, schon etwas älter. Es hing schon drunter, als wir 2008 den Troll gekauft haben, damals waren die montierten Reifen recht alt. Ich vermute, das Hymermuseum wäre begeistert über mein Ersatzrad, es stammt bestimmt aus der Zeit, als der Kautschuk von Gummibäumen gezapft wurde. Bei den letzten Reisen dachte ich mir immer: Warum schleppst du dieses steinalte Ding noch mit? Aber vor jeder neuen habe ich das Rad unter dem Troll vergessen. Das Methusalem-Rad machte jedenfalls noch einen propperen Eindruck, besser als nichts, also habe ich es montiert. Der Triumph des Willens, das Gefühl, als Mann dem Unbill des Schicksals mit den eigenen Händen getrotzt zu haben, währte nicht lange. Als ich den Troll auf das Rad gelassen habe, sackte das jämmerlich zusammen zu einem erbärmlichen Plattfuss. OK, das war's, eine Pumpe hatte ich nicht und vermutlich war das Ding eh hinüber. Also wieder warten.
Nach nur vier Stunden kam auf der entgegengesetzten Fahrbahn fröhlich blinkend der Abschleppwagen, der Fahrer rief an, wir möchten doch bitten den Zugwagen abkoppeln und 800 Meter vorfahren, damit er dazwischen passen würde. Das ganze spielte sich ja auf der Autobahn ab mit schnell fließendem Verkehr. Kurz drauf stieg ein blendend gelaunter Däne aus und stellte lachend fest mit Blick auf mein demontiertes Rad: "This ist kaputt." Mit Blick auf mein montiertes Ersatzrad: "This ist very old. Very very old!". Dann rollte er einen Pressluftschlauch aus und gab dem very old wheel Druck. Er sprühte das Rad noch mit was ein und meinte, es würde die Luft halten. Keine Ahnung, wie er zu dem schnellen Urteil gekommen ist. Er meinte, wir könnten damit LANGSAM nach Hause fahren. Was wir dann auch getan haben.
Meine Lehre aus der Geschichte: Ein funktionsfähiges Ersatzrad und ein ein passendes Drehkreuz sind Gold wert. Was hätten wir denn ohne gemacht? Ich vermute, er hätte uns zu einem Autohof geschleppt, von dort wären wir dann solo nach Hause gefahren. Dort hätte man dann in der kommenden Woche neue Reifen montiert und ich hätte am Wochenende drauf die Troll in Dänemark abholen können. Das Steinzeitrad hat gehalten und wenn ich Blödi vorher noch die Luft kontrolliert hätte, wären uns viele Stunden Warterei auf dem Autobahnstandstreifen erspart geblieben.
!
