road-movie hat geschrieben: ↑17.07.2022, 22:25
Ich habe eine Frage zur Physik des Energiesparens und da hier ja durchaus kompetente Leute sind, hoffe ich auf Aufklärung.
Man hört immer wieder, dass es keinen Sinn mach, einen zu beheizenden Raum abkühlen zu lassen um ihn dann wieder aufzuheizen. Energetisch verstehe ich die Aussage nicht. Ich verstehe, dass es durch das Abkühlen Probleme wie Schimmel geben kann (feuchte Innenluft kondensiert an oder in der kalten Wand). Aber warum soll durchgehendes Warmhalten energieverschwendend sein? Ist der Wärmeverlust nicht sogar proportional zur Temperaturdifferenz und somit am höchsten bei konstant hoher Innentemperatur?
Es hängt letztendlich von der Isolierung ab, wie sinnvoll eine Absenkung ist. Gut eigenen sich dazu extremere Beispiele, wie z.B. ein Zelt.
Ein Zelt hat eine zu vernachlässigende Isolierung (ein Touring mit angehobenem Dach ist da nicht dramatisch besser...) und die Außenhülle des zeltes hat kaum Speicherpotential.
Eine Absenkung der eingestellten Heiztemperatur von z.B. normal 21Grad auf 17Grad bei z.B. 10Grad Außentemperatur macht daher eindeutig und nachvollziehbar Sinn.
Die Absenkung tritt innerhalb kurzer Zeit ein (die 17Grad werden schnell erreicht), wodurch der Zeitabschnitt mit real weniger Temperaturdifferenz und daher weniger Heizleistungsbedarf recht lang ist. Die Oberflächentemperatur des Zeltes hat schnell den niederigeren Temperaturwert erreicht.
Wenn man nahezu die gesamte Absenkzeit anstatt 11Grad Temperaturdifferenz, nur 7 Grad Temperaturdifferenz hat, spart das entsprechend deutlich.
Wie würde es aussehen, wenn im Zelt eine größere Masse vorhanden wäre, die zudem eine große spezifische Wärmekapazität aufweist und vor der Absenkung eine Temperatur von ebenfalls 21Grad aufweist?
(Wenn die größere Masse quasi in den Wänden steckt (wie bei Häusern), ist ein Vergleich schlechter möglich, da die größere Masse dann i.d.R. zusätzlich immer eine Verbesserung der Isolation zur Folge hat, was einen Vergleich schwieriger macht.)
Wirkung der größeren Masse:
Die angestrebte Absenktemperatur des Raumes wird erst später (abhängig von der Absenkzeitspanne) oder eventuell gar nicht erreicht.
Folge: die durchschnittliche Oberflächentemperatur an der Außenfläche des Zeltes ist in der Absenkphase größer. Der Raum (das Zelt) gibt daher in der Absenkphase mehr Energie ab, als ohne interne große Speichermasse.
Das Absenken der Temperatur lohnt sich in dem Fall weniger, als beim Zelt ohne Speichermasse.
Bei gut isolierten Häusern (Isolierung auf der Außenseite), wobei Häuser in der Regel immer eine größere, beheizte Masse haben, die sich innerhalb des Raumes befindet (tragende Wände, Fußböden usw.), lohnt sich eine Absenkung eher wenig, denn die gute Isolierung sorgt ohnehin für geringe Oberflächentemperatur der Haushülle.
Eine Absenkung der Innenraumtemperatur von z.B.21 auf 17Grad bei 10 Grad Außentemperatur, kann man an der Heizung eines gut isolierten Hauses zwar einstellen, aber sie wird (sofern keine Fenster offen gelassen werden...) real über Nacht nicht eintreten.
Das Haus gibt daher kaum weniger Heizleistung nach außen ab, wenn abgesenkt wird.
Der Spareffekt bleibt daher sehr überschaubar.....
Sparen kann man in solchen Fällen eher durch ein generelles Absenken der Innenraumtemperatur, als durch stundenweises Absenken der Innenraumsolltemperatur.