Der Weg zum ersten Touring von Thomas Rathgeber
Anfang der 70er Jahre kauften meine Eltern ihren ersten Wohnwagen, eine Tabbert Comtesse 340 N (auch Tabbert hat mal kleine handliche Reisewohnwagen gebaut). Der Wohnwagen stand das Jahr über auf einem Dauerstellplatz (aus beruflichen Gründen, da mein Vater jeden Samstag bis 14:00h arbeitete) und ist nur während der regulären Urlaube gefahren worden. Es war eine ganz neue Erfahrung. Selbst aus den Wochenenden wurden kleine Urlaube.

Von diesem Moment an war ich von dieser Form des Reisens fasziniert. Irgendwann hatte ich dann meinen ersten Eriba-Hymer Prospekt in den Händen. Noch eins von denen, wo die Tourings mit einer Staffelei im Vordergrund an einem kleinen italienischen Hafen abgebildet wurden oder hinter einem Citroen DS durch die Wüste fuhren. Eine solchen Wohnwagen wie den Touring haben zu wollen wurde für mich zum Jugendtraum. So kam ich dann auch zu meinem kostenlosen Abonnement der Hymer Hauszeitschrift, dem Eriba Kurier. Da standen immer so tolle Reiseberichte drin. Natürlich immer mit Tourings. Solche Reisen wollte ich auch gerne machen. Ich wollte den Wohnwagen nicht auf einem Dauerstellplatz benutzen, sondern in erster Linie zum Fahren.

Glücklicherweise wohnten wir in der Nähe von Mülheim/Ruhr, an der dortigen B1 ist ein Wohnwagenhändler neben dem anderen und dort fanden sich immer wieder gebrauchte Tourings. Gerne hätte ich so einen Puck mitgenommen. Das scheiterte regelmäßig einem damaligen Zugfahrzeug. Ich war ja noch Schüler, also ein Fahrrad hatte ich schon, aber damit .......leider reichte die zulässige Anhängelast nicht für den Puck. Während der Ausbildung kam das erste Auto, ein R4, der Wunsch nach einem Touring war zwar vorhanden, aber irgendwie war ich persönlich noch nicht so weit. Bis 1980 sollte dieser Zustand noch andauern. Ich stöberte wieder mal in den Gebrauchtanzeigen im Eriba Kurier. Es standen jede Menge Puck´s der ersten Baujahre darin. Nach eingen Anrufen kristallisierte sich heraus, daß die meisten Puck´s keine Auflaufremse hatten. Mein damaliges Fahrzeug, ein Renault 17, hätte den ungebremsten Puck ziehen dürfen. Ich wollte aber auch schwierige Paßfahrten unternehmen. Und das alles mit einem Anhänger ohne Bremse? Die Besitzer versuchten mir vor allem die Nachteile eines Anhängers mit Auflaufbremse nahezubringen(das stößt nur so beim Bremsen usw.); der nächste schwärmte von der im Fußboden unter dem Tisch eingebauten Riviera Gasheizung. Zu guter Letzt gaben aber auch die verlangten Preise den Ausschlag keinen Puck zu kaufen. Die Preisvorstellungen lagen etwa bei DM 3500,00 für einen damals 22 Jahre alten Puck ohne Bremse und Heizung.

Glücklicherweise gab es noch andere Gebrauchtwagenangebote im Eriba-Kurier. Nach langem Suchen und vielen Telefonaten hatte ich Anfang November 1980 das gewünschte gefunden: ein 1964er Faun Familia. Standort in Fröndenberg. Also das Auto von meinen Eltern geliehen (wegen der Anhängerkupplung) und durch den Schnee nach Fröndenberg. Da stand er nun im Garten unter einem Berg Schnee auf seinen 10" Räderchen mit neuen Gürtelreifen (die Diagonalreifen gab´s nicht mehr). Ich dachte bisher, daß die kleinen Räder und die herausziehbaren Stützen immer dem Puck vorbehalten gewesen waren, nun wußte ich es besser. Und nur 600kg Gesamtgewicht. Das Hubdach ließ sich wegen der Schneelast nur mit Mühe öffnen. Der Stoffbalg war recht neu. Das Holz vom Fußboden war im Heck etwas aufgeworfen ebenso im Bug. Der Eigentümer erzählte etwas von mal undicht gewesen und vorne rechts im Bug wäre das Rahmenrohr erneuert worden. Als Heizung hatte er 2 Frostwächter mitten auf die Vorderwand des Kleiderschrankes gebaut!!!! In der Küche ist nachträglich ein Electrolux Kühlschrank eingebaut, der mit dem Feuersteinzünder links unten in der Ecke. Ich bezahle die DM 2500,00 und hänge den Wohnwagen, begleitet vom Weinen der Kinder des Verkäufers, mit der altmodischen Kupplung (so was hatte ich ja noch nie gesehen!!!) an mein Auto. Das war die erste Erfahrung mit dem Thema Stützlast, das Heck des Renault 18 senkte sich deutlich zu Boden. Schon auf den ersten Kilometern mit meinem eigenen Wohnwagen fühle ich mich sicher. Der Touring folgt dem Zugfahrzeug wie am Schnürchen gezogen. Zu Hause angekommen erst eine große Außenwäsche und innen eine Überschwemmung. Der Wagen ist undicht, in den Rundungen am Heck kommen ware Sturzbäche ins Innere! Der Innenraum könnte auch eine Reinigung gebrauchen. Am lose eingebauten Kocher kleben noch Reste, es gab wohl häufiger Nudeln! Die Möbeloberflächen und die Polster haben eine speckige "Schutzschicht". Wasserkanister, Spüle und Kühlschrank, na ja. Die Tankstelle, auf der mein Vater arbeitete, bot die Möglichkeit den Wohnwagen mit einer Hebebühne anzuheben. Der Unterboden und der Rahmen sind einwandfrei in Ordnung. Stoßdämpfer hat er keine, war mir auch neu.

Die kommenden Wochen vergehen mit der Instandsetzung des Familia. Polster waschen, unter der "Schutzschicht" war ein ordentlicher Polsterstoff verborgen. Desgleichen die Möbel, nach entfernen der Dreckschicht leuchten die Oberflächen wie neu. Der Kocher wird mit dem Dampfstrahler fast ganz sauber, danach weiß lackiert und vorschriftsgemäß angeschlossen(nicht mit Gewebeschlauch und Schlauchklemme). Eine Trumatik 2000 mit Thermostat wird eingebaut und dann wird noch schnell der Rest der Gasanlage erneuert. Da ich in den Wintersport möchte, kommt auch gleich eine Duomatik mit dran. Die in den Dachstaukästen fehlende Dachbespannung und die Isolierung wurden ersetzt. Gardinen waschen bzw. neue Übergardinen nähen lassen. Neue Innenleuchte. 12V/220V Heizpatrone für den Kühlschrank und eine neue Spüle. Nicht zu vergessen das Abdichten der mittleren Aluleiste.
So machte ich meine erste Reise mit dem eigenen Wohnwagen im Februar 1981 in den Schwarzwald. 4 Wochen herrlichstes Winterwetter mit Temperaturen bis -20°C. In dem Familia wurde es schon warm, aber nicht unbedingt dort wo man es gern hätte. Über dem Fußboden waren die Temperaturen kaum über 10°C zu bekommen. Das Bettzeug fror regelmäßig an der Wand fest. Glücklicherweise lagen dem Touring Fensterblenden und Noppenfolie bei, mit deren Hilfe man die Fenster nachts isolieren konnte.
Es folgten mehrere kurze Fahrten, eine Reise nach Südfrankreich sowie ein weiterer Winterurlaub im Allgäu im Februar 1982.

Der Nachfolger des Familia war ein nagelneuer Pan, aber das ist dann eine andere Geschichte.

Thomas Rathgeber